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"Du,

kommst spät," sagte Gott.
"Ja. Aber jetzt bin ich da."
"Ich auch. - Immer."

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Über die Zeit

Die unfassbare, unbegreifliche Zeit.
Unermesslich - trotz der Chronographen.
Unendlich.
Nicht enden wollend.
Langweilig.
Und doch vergeht sie wie im Flug.
Zerinnt fragil und unaufhaltsam, durch Finger, die sie fassen wollen.
Wer ist sie?
Was ist sie?
Was will sie? - und wir von ihr?
Wissenschafter oft bemüht, und auch große Philosophen. Nun auch ich.
Und gemahne doch nur an das, was wir schon vergessen haben. Wie so vieles aus jener Zeit, da wir noch Kinder waren.
Zeit kann vieles sein: Erbitterte Feindin, doch auch Verbündete und Freundin.

Mein Zugang ist poetisch, vielleicht ein wenig philosophisch, doch keinesfalls wissenschaftlich, zumindest nicht im strengen Sinn. Denn studiert habe ich sie schon. Und mit ihr gespielt, über sie gestaunt, sie erforscht und mit ihr experimentiert, mich ihr ausgeliefert und andere auch.

Ich denke, in eines jeden Menschen Leben kommen - wiederkehrend - Punkte, da er sich Gedanken über die Zeit macht (machen muss). Vielleicht mit der Frage: "Was sind das für Zeiten?" (Und diese Frage ist in Zeiten wie diesen durchaus angebracht...) oder aber, er muss sich fragen: "Wie gehe ich mit meiner Zeit um?"
Und diese Fragen steckt eigentlich sehr viel.
Zum einen: "Was sind das für Zeiten?" - Die Zeit - die unermessliche, unbestechliche - erhält auf einmal einen Plural und verrät uns damit 2 (oder mehr) Details:
* Zeit ist absolut nicht absolut (sondern relativ relativ)
* Zeit ist zyklisch.

"Ha!", höre ich rufen, "welch Binsenweisheit!"
"Ja!", rufe ich zurück, "doch sie will bedacht werden!"

Zeit ist absolut nicht absolut

Um in diesem Abriss über die Zeit wirklich gemeinsam nachdenken zu können, müssen wir einiges klar stellen: Die Zeit als jene auf der Uhr dargestellte zu sehen, ist zu wenig. (Oder zuviel, aber das liegt im Auge des Betrachters und dazu später.) Die Zeit, die die Zeiger auf dem Uhren-Rund erbarmungslos vorrückt ist nichts weiter, als eine Konvention, die unser aller Zusammenleben und -arbeiten hier einfacher machen soll. Und selbst da hapert es schon - gibt es doch mehrere Zeitzonen auf dieser Welt. Um ziemlich genau zu sein, müsste man also schon Uhrzeit und Zeitzone angeben, oder aber, jemand erfindet eine ganz neue Zeit, die auf alle Zeitzonen gleichzeitig anwendbar ist/wäre.
Worauf ich aber hinaus will ist: So wie ich mir das denke, gibt es mindestens so viele Zeiten wie Menschen.
Gewagt!
Zugegeben!
Factum est: Jeder Mensch hat zumindest ein ihm höchst eigenes Zeitempfinden, das je nach gegebener Situation variiert.

Vom Warten

Einmal schrieb ich, da es mir gerade gewahr wurde:
"Warten ist verplante Zeit,
die überraschend übrig bleibt."

Das Sprüchlein möge jeder selbst auf sich wirken lassen, und für sich überprüfen, was es birgt.

Von der Langeweile

Jedem war schon einmal langweilig. Aber was langweilt uns bevorzugt? Doch nur Dinge, die uns nicht wirklich interessieren. Das weiß zwar auch jeder, doch scheint es mir wichtig, es hier festzuhalten, sonst kann man die Kurzweil nicht verstehen. Und die Kurzweil ist der Schlüssel zur Zeit.

Von der Hektik

Wenn man in Eile ist, stellt sich der gegenteilige Effekt zur Langeweile ein. Während bei der Langeweile die Zeiger sich nicht bequemen vorzurücken, verfliegt die Zeit, sobald man in Eile ist, unbarmherzig. Unentrinnbar scheint man gefangen in diesem Strudel, in dieser Zeitspanne - in diesem Ort, eigentlich - zwischen: Hier bin ich und dort sollte ich schon sehr bald sein.
Doch dagegen gibt es einen Zauberspruch und der geht so:
"Eile mit Weile."
Schon wieder eine Binsenweisheit, ja. Doch auch darin liegt so viel Wahrheit. Wer es einmal versucht hat, weiß, wovon ich spreche.
Es hat etwas mit "sich dreinfügen" zu tun. Etwas mit loslassen. Wenn ich zu spät bin, was nützt es, mich auch noch zu hetzen? Mit dem Kopf stets drei Schritte voraus zu sein? - Es nützt, und zwar verblüffend, spielt es doch der Zeit in die Hände und sie galoppiert erst recht drauf los.
Wenn ich mich aber zurücklehne und meinen Fokus auf genau die Sache richte, die ich gerade, hier und jetzt mache, dann lässt die Spannung nach. Merklich. Ich sage dann immer: Ich bremse.

Von der Kurzweil

Und so sind wir schon fast beim Schlüssel für die Zeit, der Kurzweil angelangt. Wer kennt es nicht, dass die schönen, angenehmen, interessanten Stunden immer viel zu schnell um sind?
Da muss man genauer hinschauen, um hinter die Zeit zu kommen. Was tut man, wenn etwas kurzweilig ist? Sicher alles andere, als die Zeiger dabei zu beobachten, wie sie ihre Runden drehen, weil man ganz anderes zu tun hat. Weil man ganz versunken ist, in das, was man gerade tut.
Aber dazu später.

Zeit ist zyklisch

Und das ist nichts Neues. Wir beobachten den Wechsel von Tag und Nacht, beobachten den Mond, wie er unermüdlich neu und voll wird, beobachten die Jahreszeiten.
Das sind die äußeren Zyklen, doch auch der Mensch hat ihm innewohnende Zyklen, wenn ich das mal so nennen darf. Der kleinste ist der Augenblick. Der Atemzug, der Rhythmus von Schlafen und Wachen. Bei der Frau der Zyklus der Menstruation.
Und auch der Geist hat seine Zyklen, denn die Entwicklung verläuft in Spiralen. Und man kommt immer wieder an Punkte in seinem Leben, die jenen ähneln, die schon weiter zurück liegen. So funktioniert Entwicklung.
Und damit kann man schon wunderbar arbeiten.
Wir sind immer noch der Zeit auf der Spur.
Und hoffentlich der Frage: Wie mache ich mir die Zeit untertan?

Exkurs:Vom Zeitempfinden der Kinder

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Gott, der Bussard und ich

Der Tag hatte wieder einmal ziemlich seltsam begonnen. Ich hatte verschlafen, aber nicht herkömmlich, wenn es so etwas wie herkömmlich verschlafen überhaupt gibt, sondern ganz gewaltig. Drei Wecker verhallten ungehört in den Träumen zwischen Schlafen und Wachen. Mein Körper fühlte sich an, als wäre ich einen Marathon gelaufen, und zwar hin und zurück, und mein Geist war so träge, dass ich wahrscheinlich nicht einmal meinen Namen hätte nennen können, wenn mich jemand schnell danach gefragt hätte. Und obwohl ich verschlafen hatte – es mochte nicht einmal Hektik aufkommen, so gerädert fühlte ich mich.
Den Vormittag über versuchte ich mich wach zu halten, zumindest meinen Körper aufrecht zu halten und irgendwie schaffte ich das.
Zu Mittag kam dann die schwierigste Übung: Ich musste mich ins Auto setzen und in die Schule fahren. Ich zwar an und für sich nicht der Typ, der beim Autofahren einschläft, aber an diesem Tag war ich mir darüber gar nicht mehr so sicher. Das einzige Mittel, das ich dagegen kenne ist: Konzentration. Ich fuhr einfach beispielhaft, ganz so, wie ich es vor nunmehr fast zehn Jahren in der Fahrschule gelernt habe.
Spätestens als ich auf die Autobahn auffuhr, brauchte ich meine Konzentration nicht mehr künstlich aufrecht erhalten, das übernahmen die Sturmböen für mich, die mir einiges abverlangten, mein gutes, altes Auto auf Kurs zu halten.
Trotz bleierner Müdigkeit und Sturm, hatte ich die Gelegenheit, die Fahrt halbwegs zu genießen, denn glücklicherweise war wenig Verkehr, und so genoss ich einfach den Anblick des erwachenden Wienerwaldes.
Auf einer Wienerwald Brücke zeigte der Windsack schräg nach oben. Ich dachte noch: Optimales Flugwetter – und da tanzte auch schon ein Bussard im Sturm.
Unvermittelt musste ich lächeln. Wann immer ich einen Greifvogel sehe, verspricht es (doch noch) ein guter Tag zu werden. Ich entspannte mich.
Trotz Gegenwindes und mäßiger Geschwindigkeit war ich zu früh in der Schule. Ich beschloss die Zeit zu nutzen, um gemütlich eine zu rauchen und ein paar Zeilen an einen lieben Freund zu schreiben.
Im Kopierraum war einiges los. Aber – ich weiß nicht was es war, ansonsten fühle ich mich immer furchtbar gestört, wenn jemand das einzige Raucherrefugium einfach als nutzt, was es nun mal ist, nämlich der Kopierraum – diesmal störte es mich nicht. Ich konnte es ja auch nicht ändern. Also setzte ich mich hin und beschloss zu verschwinden. Ich tat so, als wäre ich nicht da und es funktionierte. Auch die anderen taten so, als wäre ich nicht da. Ich nahm Briefpapier und Feder, zündete mir meine Zigarette an und lehnte mich einfach zurück.
„Was denkst Du?“
Ich horchte noch einmal genauer hin.
Es war selten, dass ich Gott hörte, wenn rund um mich vermeintliche Geschäftigkeit herrschte.
„Nun?“ – Er war es. Unverkennbar. Ich fühlte sein Lächeln tief in mir.
„Du meinst, wegen des Bussards?“
Gott brummte.
„Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn Du mir einen Greifvogel schickst.“
Gott lachte.
Ich sah mich vorsichtig um.
Die beiden Lehrerinnen schimpften gerade über ihre Schüler. Sei waren weder Gott, noch mir gewahr. Gott konnte lachen – doch niemand hörte ihn…
Ich wandte mich wieder Gott zu. Ich glaube, er amüsiert sich am meisten über unseren Aberglauben. Aber er lässt uns. Weil er weiß, dass er wichtig für uns ist.
Er fragte weiter: „Und weiter?“
Ich dachte kurz nach. Es waren nur drei Augenblicke, die ich den Bussard hatte sehen können.
„Naja“, fing ich an, „es war ziemlich stürmisch, aber ich hatte irgendwie das Gefühl, er würde es genießen. Er vertraute voll und ganz darauf, dass der Wind ihn tragen würde. Und er vertraute auf die Kraft seiner Flügel. Nicht wie die Krähen…“
„Nicht wie die Krähen oder…“, unterbrach mich Gott und ich setzte fort: „…oder wie wir Menschen, die wir stets glauben, wir müssten uns mit aller Gewalt gegen die Stürme des Lebens stemmen. Wir wehren uns lieber und kämpfen, anstatt auf unsere Fähigkeiten zu vertrauen. Anstatt die Kraft, die uns geschickt wird für uns zu nutzen. Wir glauben immer, dass alles gegen uns gerichtet ist.“
„Und der Bussard?“
„Er ließ sich tragen von der Kraft. Ich hatte nicht den Eindruck, dass sein Flug ein Ziel hatte. Er flog aus Spaß. Er hat sich einfach tragen lassen.“
„Sehr schön“, brummte Gott und ließ mir eine Wärme zuteil werden, wie nur er es kann. „Und nun geh! Dein Schüler ist da.“
Ich packte meine Sachen zusammen.
Beim Hinausgehen grüßte ich die Lehrerin, die noch immer am Kopierer werkte. Sie erschrak, als hätte sie mich erst jetzt bemerkt.
Als ich zur Treppe kam, traf ich mit meinem Schüler zusammen…

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müde erschöpft und voller bangen...
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zack! und da ist auch
schon märz. wie man jetzt vielleicht schon herauslesen konnte: ich...
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update ich bin seit heute
bebrillt :-) nach dem kommentar von war mir ja schon...
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also jetzt muss es ja
so sein, dass die wenigsten hier wissen, dass ich ein...
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noch gar nicht derweil helfe
ich mir mit der brille von vor 20 jahren (zum...
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