...plauderseite
Donnerstag, 8. November 2007
Ich war im Gefängnis.

Ich fuhr von einer Sportveranstaltung weg und weil dort auf dem Parkplatz ein so unnötiges Einbahnsystem war, beschloss ich, nachdem es mitten in der Nacht war und ich ganz alleine, eine Abkürzung über eine Grünfläche zu nehmen.
Bei dieser Gelegenheit zerstörte ich die Felge des linken Vorderrades, aber das Auto fuhr noch. Ich wollte den Schaden so schnell wie nur irgendmöglich beheben lassen und wollte zuerst zu meinen Eltern fahren.
Nach einer alten Familientradition zog ich das Auto mit dem Abschleppseil die kleine Steigung beim Stift hinauf, doch die Straße war glitschig und ich kam zu Fall.
Dann war plötzlich die Polizei da. Eine Polidesse und 2 männliche. Sie fragten mich, was ich da tue und ich erklärte die Familientradition, aber dann bemerkten sie den Schaden am Auto.
Sie nahmen mich mit in die Amtsstube. Und sperrten mich in die Ausnüchterungszelle, die aber zur Rumpelkammer umgestaltet war. Sie entschuldigten sich für die Unordnung. Ich fragte sie, warum sie mich festhielten. Sie waren nicht unfreundlich, aber Grund konnten sie mir auch keinen nennen.
Dann war ich kurz allein, in dem Kammerl. Die Polidesse kam und räumte auf. In der Zelle war alles, was man zum Leben braucht, eine Nasszelle (ähnlich wie in mediterranen bzw. londoner Hotels, wo man sich quasi in der Toilette duschen kann), ein Herd, ein Bett und ein Tisch mit einigen Sesseln. Alt und elendslange nicht gebraucht.
Dann war ich wieder alleine.
Ruhte mich aus.
Dann klopfte ich an der Tür und verlangte, eine Zigarette zu rauchen. Die Polidesse kam und führte mich hinaus in den Gang, wo sie mich an einen Heizkörper ketten wollte und öffnete ein Fenster. Ich fragte sie, ob das mit den Handschellen wirklich notwendig sei und argumentierte, dass ich bislang ja noch keine Anstalten gemacht hätte, mich zu widersetzen oder eine Flucht zu unternehmen. Sie verzichtete darauf, mich anzuketten, ließ aber die Handschelle an meinem Handgelenk. Ich rauchte zum Fenster hinaus. Es gab keine Aussicht, nur weiß.
Dann kam auf einmal jemand, der mir ankündigte, ich hätte Besuch. Zuerst kam Sonja. Die Begrüßung war überschwänglich und sie war sehr belustigt darüber, dass ich im Gefängnis war. Bald schon kam die halbe Stadt, um mich im Gefängnis zu begaffen.
Einer der Polizisten hatte mir zuvor eine halbe Pizza gebracht und noch etwas, das ich im Ofen wärmen konnte. Weil ich aber so viel Besuch hatte, vergaß ich darauf und der Herd brannte ab.
Plötzlich wurden die Haftbedingungen verschärft. Sämtlicher Besuch war mit einem mal weg und ich wurde in die Zelle geführt und durfte sie nicht mehr verlassen. Haftgrund: Zerstörung von Staatseigentum. Der Herd sah wirklich schlimm aus.
Ich war also wieder allein in meiner Zelle, mit dem Unterschied, dass der Schlüssel innen steckte. Ich versuchte aber nicht einmal, ihn zu betätigen. Irgendwie war ich der Überzeugung, dass er ohnehin nur Attrappe sei und falls er das nicht war, würde mir das als Fluchtversuch angehängt. Ich unternahm also genau nichts.
Nach einigen Tagen meldete ich den Wunsch an, meine Kleidung zu wechseln. Ich wollte telefonieren, damit mir jemand Sachen zum Umziehen bringen sollte. Aber nein. Ich durfte nicht telefonieren. Ich musste die Adresse von E. angeben. Sie kam. Mit einem T - Shirt, einer Unterhose, einem Paar frischer Socken und einer Jean. Ich fragte, was das solle, da offensichtlich war, dass ich nicht so schnell frei kam. Die Polidesse meinte lakonisch, dass ich hier wohl nicht mehr brauchte, als 2 Garnituren.
Ich wollte mit einem Anwalt sprechen. Es wurde mir untersagt. Das sei nicht notwendig.
Ich lag auf meinem Bett, als plötzlich alle 3 Beamten herein kamen und mir befohlen, Haltung anzunehmen. Dann war Unterrichtsministerin Schmied bei mir. Sie lächelte mich an, fragte mich nach meinem Wohlergehen und wandte sich wieder zum Gehen. Aber ich hielt sie auf und fragte, ob sie nicht etwas für mich tun könne. Sie sagte trocken: "Nein." Und ging wieder.
Dann war wieder Sonja bei mir. Und teilte mir sehr belustigt mit, dass die ganze Stadt im Aufruhr sei, weil die Ministerin nur wegen meiner gekommen sei, und nicht ein Wort mit den Stadtpolitikern gewechselt hätte, sondern nach ihrem Besuch bei mir sofort wieder abgereist sei.
Dann durfte ich duschen. Aber nicht als ganzes. Zuerst nur den Oberkörper, frisches Leiberl anziehen, dann nur den Unterkörper.
Ein Polizist brachte mir eine Dose roter Bohnen. Ich fragte ihn, wo ich denn das kochen sollte, nachdem ich das Staatseigentum ja zerstört hätte. Er hielt das Feuerzeug und ich kochte eine Bohnensuppe, die ich schließlich mit ihm teilte, weil er meine Kochkünste so bewunderte.

Und dann bin ich endlich wach geworden.
Nur einer der vielen kafkaesken Träume der letzten Zeit...

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eine gefangnissexszene würde noch gut passen.

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nein.
da war kein sex.

die polidesse war einfach eine polidesse, weil ich wusste, dass sie eine war. hatte aber keinen körper und kein gesicht... komisch.

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Absolut tolle Geschichte!
Schade, dass sie schon aus ist. Ich hätte noch ewig so weiterlesen können.

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ein traum, nur ein traum...

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