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SOMMERGESPRÄCH (Teil 2)

Ich schwang mich von einer U-Bahn zur anderen. Insgesamt mußte ich drei Linien bewältigen und betrachtete die Leute. Teils missmutig gegen den Regen, teils schienen sie gar nicht zu wissen, was sie im Herzen der Stadt für ein Schauer erwartete und dann erwartete ich, dass es am Rand der Stadt trocken sein würde.
Richtig beobachtet. Es war trocken. Deshalb die vielen Regenschirm - unbewehrten Menschen.
Wieder all - ein mit Gott, lauschte ich, was er zu sagen hätte. Als ich den Hietzinger - Steg schnaufend erklommen hatte, fragte er mich: "Wie alt, denkst Du bin ich?"
"Ich habe schon oft darüber nachgedacht."
"Ich weiß, deshalb frage ich Dich ja."
Ich war mir nicht einig und versuchte jetzt nicht darüber nachzudenken, aber es ging freilich nicht. Gott entlockt mir auch meine tief verborgensten Gedanken, also platzte ich heraus: "Manchmal denke ich, dass nicht Du uns, sondern wir Dich erschaffen haben!"
Wir mussten über den Gedanken beide schmunzeln. Gott aber bestätigte weder, noch verneinte er.
Endlich war ich beim Auto angekommen, keuchend, schwitzend und ließ mich, schon das erste Mal an diesem Tag erschöpft, in den Fahrersitz plumpsen.
"Du fährst!"
Ich startete das Auto, parkte aus und überließ Gott den Rest. Er ist ein brillanter Autofahrer. Auch seine Gesandten können wunderbar fahren.
"Weißt Du," hob Gott an, als wir die Autobahn erreicht hatten, "wegen dieser Katastrophen, die überall auf der Welt geschehen."
"Hm?"
"Ihr nehmt das zu persönlich. Das sind keine Anschläge auf Euch und Eure Existenzen. Es ist. Nicht mehr und nicht weniger."
"Das klingt mir ein wenig fatalistisch."
"Sagst Du?" Wenn Gott Augenbrauen hätte, hätte er bei dem Tonfall sicher eine hochgezogen.
"Sage ich, ja."
"Aber du weißt, was ich meine?"
"Ich denke schon, aber Du weißt, dass das nicht allen gelingen wird, es auf die Art zu verstehen. Menschen die vor dem Nichts stehen. Jetzt geht es erst los. Existenzen zerstört. Man wird Schuldige suchen und auch finden."
Gott brummte. "Nicht!"
"Entschuldige."
"Ich bin gerade ein bisschen überempfindlich was Donnergrollen und Regen betrifft."
"Nicht nur Du."
Wir fuhren eine Zeit lang schweigend weiter.
Dann meinte Gott: "Aber genau das wollte ich ja vorher sagen: Ihr nehmt die Dinge die rund um Euch zu persönlich. Glaubt, sie sind gegen Euch gerichtet, alles bezieht Ihr auf Euch."
"Was willst Du mir sagen, Gott?"
"Selbstverantwortung."
Ich konnte nicht folgen und Gott bemerkte es.
"Selbstverantwortung und Sein lassen. Ihr denkt, alles sei auf Euch bezogen, dabei ist keiner von Euch fähig, über ein Menschenleben hinaus zu denken. Immer ist alles schrecklich und tragisch. Egal was passiert, es verletzt Euch in Eurer Person, in Eurem Ego."
An dieser Stelle mußte ich unterbrechen. "Gott. Wenn ich fluche, über jemand anderes herziehe und im nächsten Moment stolpere, dann kann ich das noch in die Kategorie "Ursache - Wirkung" einreihen. Wenn ich mein Auto vernachlässige und es irgenwann durchgerostet ist auch, wenn ich mich in einer Beziehung gehen lasse, mich weigere an mir oder der Beziehung zu arbeiten und es geht in die Brüche, auch. Aber wenn es 14 Tage regnet..."
"Dann nimmst Du es plötzlich persönlich?"
1:0 für Gott.

"Gott?"
Er war da, aber er war ganz still.
"Das mit der Zeit. Ich verstehe es nicht."
"Doch, doch. Das tust Du."
Gott parkte ein.
"Wir reden darüber ein andermal."

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SOMMERGESPRÄCH (Teil 1)

Es regnete. Wieder.
Als ob uns der Schreck nicht noch tief genug in den Knochen sitzen würde.
Mein innerliches Protest – Gemurmel half nichts; ich musste hinaus.
Die Straßen waren leergefegt, trotz der Morgenstund. Ich fragte mich, wo sie denn alle seien. Musste denn niemand arbeiten?

Gott meldete sich. „Was willst Du Gott? Willst Du, dass wir Dir wieder Lämmer und Widder opfern, so wie in alttestamentarischen Zeiten?“
Ich vermeinte Gott lachen zu hören. Und er meinte: „Es war nicht meine Idee, dass ihr mir opfert.“
„Hmmmm. Wir reden, wenn ich im Auto bin.“
Doch Gott blieb bei mir.
„Hast Du ungefähr eine Idee, wie viele Menschen mich in der letzten Zeit fragen, was ich denn wolle? Wie viele ihren Zorn und ihre Verzweiflung auf mich werfen?“
„Ungefähr. Ja. Wir reden im Auto.“
Gott ließ nicht locker.
„Ihr seid komisch.“
„Das hab ich mir nicht erst einmal gedacht.“
„Wenn es euch gut geht und vor euch hinwurschtelt, höre ich oft Jahrzehnte nichts von euch. Und wenn dann eine Katastrophe kommt, Krankheit oder sonst irgendeine Tragödie, dann kommt ihr und schreit, wimmert, macht euch klein.“
„Du willst also auch Dank.“
Gott brummte. Ich war in der U-Bahn angekommen, zu viele Menschen waren hier, um Gott noch hören zu können.
Hier fand ich die Antwort auf meine Frage, wo denn alle wären. Im Vorbau der U - Bahn warteten viele den Schauer ab. Wahrscheinlich hatte es irgendwann plötzlich zu regnen begonnen.
Jetzt stand ich also mitten im Schwall der Menschen, die zw. 8.00 und 9.00 zu arbeiten begannen. Es war gar nicht so schlimm, wie sonst zu den Stoßzeiten. Gleichmäßiges, gedämpftes Gemurmel. Ganz angenehm eigentlich. Verschlafene Gesichter, verunsicherte, sorgenvolle Blicke und Damen die andere Damen genau musterten, um festzustellen, ob deren Frisur mehr vom Regen abbekommen hatte, als ihre eigene. Ich brauchte nicht in die Glasscheibe zu starren, um ein durchscheinendes Spiegelbild von mir zu bekommen. Ich wusste auch so, dass ich wieder einmal eine Unfrisur hatte, weil ich nicht mit Schirm unterwegs war, sondern mit Regenjacke und Kapuze. Also beließ ich es dabei.

Mein erster Weg führte mich direkt ins Herz der Stadt. Ich war in Eile. Andere hätten wohl mehr Grund zur Eile gehabt, doch sie standen in Häufchen beisammen und schnatterten vor sich hin. Durchkommen war schwierig. Von Zeit zu Zeit fanden einige den Mut, sich in den Regen zu wagen, Beschlüsse wie: „Jetzt renn ma.“ hörte ich von hier und da, und dann preschten Fünfer - Gruppen los, in der Hoffnung, wenn sie nur schnell genug wären, würde die Aerodynamik den Regen von ihnen abhalten. Aber dem Regen war es herzlich egal, wie schnell sie waren. Alle wurden nass. Gerechtigkeit?
Irgendwie erinnerte mich die ganze Situation an meine Schulzeit. Es gab fast immer einen Grund noch eine Zeit lang am Bahnhof stehen zu bleiben, um in die erste Stunde zu spät zu kommen. Vornehmlich schlechtes Wetter natürlich.

Ich stapfte trotzig durch den Regen, neben mir trottete ein Mädchen her, gänzlich ungeschützt gegen den Regen. Sie schien es aber irgendwie zu genießen.
Ich tat meinen Dienst an meinem nächsten Nächsten, wie zugesagt, allerdings hatten wir nicht viel Zeit füreinander, zum einen, weil ich weg musste zum anderen...
Auf dem Weg zurück zur U – Bahn fragte ich: „War das vorhin die wiener „Gemütlichkeit“ oder die wiener „Wurschtigkeit“?“ Gott gab zur Antwort: „Die wenigsten von denen sind Wiener und bei den Wienern war es wohl eine Kombination aus beidem.“ „Und der Sommer.“ „Und der Sommer.“
„Wegen des Dankes, Gott. Ich danke Dir doch immer. Immer wenn ich meinen Menschen küsse, danke ich Dir, dass Du uns zusammengeführt hast, dass ich sein darf wie ich bin.“
Er unterbrach mich: „Ihr wart schon füreinander bestimmt, als alles noch im Chaos lag. Ich wünschte, ihr würdet endlich kapieren, dass das Jetzt kein bestimmter Zeitpunkt in eurem Leben ist, sondern dass alles ein nicht endender Strom ist von Anbeginn an.“
Das war starker Tobak, aber ich konnte Gott nicht hören, weil ich wieder hinabgetaucht war, in die U – Bahn. Aber der Satz gefiel mir.

regenbogen

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update ich bin seit heute
bebrillt :-) nach dem kommentar von war mir ja schon...
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also jetzt muss es ja
so sein, dass die wenigsten hier wissen, dass ich ein...
by mystagog (25.02.22, 19:45)
noch gar nicht derweil helfe
ich mir mit der brille von vor 20 jahren (zum...
by mystagog (24.02.22, 21:17)
links und so

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