...plauderseite
Seit Wochen geht es nun schon so.

Dieser Drang.
Von außen nach innen.
Stürmt und drängt es auf mich ein.
Drückt in mich ein.
Und erdrückt mich schließlich von innen.

All die gesiebten, verwobenen, verflochtenen Eindrücke wollen wieder nach draußen.
Wollen ausgedrückt sein
und ich drücke mich aus,
ohne mich auszupressen.

Als fiele eine reife Traube in die Hand,
rinnt es aus mir, trieft und tropft
und oftmals ist es nicht die Zeit
ist nicht die Zeit
ist keine Zeit.

Dann warten und hoffen.
Auf die Zeit.
Auf eine Zeit
ein Zeitfenster, das sich auftut.

Ein Fenster zwischen dem Hier und Dort.
Und wieder stürmt und drängt es in mich ein
und will im selben Augenblicke wieder ausgespieen sein,
fühle mich nur als Sieb, Trichter, Kanal.

Lasse alles Wissen durch mich hindurchrauschen ohne mich an etwas Bestimmtem festhalten zu wollen. Lasse mich fallen in den Strom,
der sintflutartig alles mit sich bringt und mit sich reißt was brauchbar unbrauchbar.

Und weiß, dass ich in dieser Nacht mehr lerne,
als Bücher mich je lehren könnten.

... Link


Wie lange ist es nun her,

dass ich Seite um Seite,
Buch um Buch
mit Worten der Liebe gefüllt habe?

Über fünf Jahre.

Ich weiß nicht, was ich mir damals gedacht habe.
Wohl, dass ich die Liebe jetzt verstanden hätte.
Wie, was und wer sie ist.

Sofern man Liebe überhaupt verstehen kann.

Aber ich habe damals nur einen kleinen Blick auf eine ihrer vielen Facetten erhascht.
Auf die Liebe, wie sie dann und wann zwischen zwei Menschen entbrennt.

Von der Liebe Wesen habe ich nicht viel verstanden.
Wie sie ist.
Wie sie sein kann schon.

Heute habe ich verstanden, dass ich etwas nicht verstanden habe.
Und ich verstehe nicht, wie ich je von Liebe sprechen konnte, da ich sie doch nicht kannte und noch nicht kenne.

Wie ist sie, die Liebe?
Was?
Und vor allem: Wo?

Wenn ich heute etwas über die Liebe erdacht habe, dann, dass wir sie nicht in ihrem gesamten Wesen erfassen können.
Hier nicht.
Jetzt nicht.

Was wir können ist, sich um sie zu bemühen. Jeden Tag, jede Minute, jeden Atemzug, jeden Augenblick, jeden Herzschlag.
Tief hinein zu horchen.
Nicht nur in uns selbst.
Tiefer.
In die Nacht.
In unsere Nächte.
Ich in meine Nacht.
Und du in deine.
Und wenn wir so wollen:
Ins Universum.

Sie ist nicht draußen.
Aber auch nicht drinnen.
Sie ist überall.
Und nirgends.
Nicht fassbar.
Unfassbar.
Nicht fasslich.
Fassungslos.
Ist sie.

Sie ist.

... Link


Wenn ich fähig wäre,

würde ich hier eine mp3 online stellen.
Gestern Abend erhielt ich vollkommen überraschend einen Anruf, von einer sehr lieben Freundin. Sie spielt gerade den Chant de Linos vom Herrn Jolivet. Und bat mich, den Text, den ich 2002 dazu geschrieben habe, ihren Lehrern vorlegen zu dürfen, mit der Begründung: Er hilft unendlich bei der Interpretation. Außerdem sei er saugenial und überhaupt.

Also: Ausflug ins Jahr 2002

Linos

Hört!
was ich sehe
Hört!
was ich sage
Hört!
meine Klage.
Die sie sangen,
die Schnitter
und Binder
und Drescher
und Hauer:

Die Mutter läuft hügelan,
im Herzen ganz bang,
ihrem Vater gilt die Furcht,
in ihren Armen trägt sie die ungeduldete Frucht
und legt sie nieder
am Waldesrand.

Kaum ist geschehn die Wahnsinnstat,
stürzt sie hinunter
und fürchtet doch nur sich selbst,
den Knaben seinem Schicksal überlassend.

Sie pflügen das Land,
sähen die Saat,
schneiden, binden und dreschen
und lesen der Reben Gabe,
jahraus, jahrein,
tratschen und singen,
nur der Hirte, der den Knaben fand
blieb still.

Der Knabe war froh
und schlug gar lieblich die Leier,
doch der Hirte träumte wild
von Schafen und Wölfen.
- Ein Hirtentraum?

Oft saß er am Gipfel des Hügels
und sah ihnen zu,
den Schnittern
den Bindern
den Dreschern
und Hauern
und eines Tages kamen sie,
die Jäger.

Voran der alte Grimmige
und als die Jagd den Waldrand erreichte,
ließen sie die Hunde los.

Los ging das Gekläffe und Gejaule,
der Geifer tropfte aus den Lefzen
und die tolle Meute
hetzte los.

Auf sprang der Hirte,
sein liebstes Lamm zu suchen,
doch der Knabe war nicht da,
der Schrei des Hirten
gellte durch die Nacht.

Der Knab indes saß
und lauschte seiner Leier,
erstaunt, was sie ihm
von Verzweiflung erzählte.
Und was er roch, das war kein Wolf.

Da wendet er das Haupt
und hinter ihm steht fletschend
- ein Hund;
der gibt knurrend Laut
und dann steht tropfend,
hinter ihm die Meute.
Langsam erhebt er sich von seinem Lager,
die Leier schützend vor die Brust gestemmt,
dreht sich um und rennt.
Preschend durchs Geäst
hört er das Lied der Leier wieder

Er flüchtet über Stock und Stein
und Fluß...
Die Hatz folgt hinterdrein.

Wankend setzt er seinen Fuß
auf die Lichtung
und fügt sich seinem Schicksal drein.

Der Hirt kommt und schreit noch:
Nein,
jedoch vergebens.

Die Hunde kehrten zurück
zum alten Grimmigen
und der Wahnsinn drang durch sein Lachen,
als Blut aus ihren Lefzen tropfte.
Er wandte das Roß
und kehrte heim,
hämisch seiner Tochter zu berichten.

Der Hirte lag
im Blut des Knaben,
küßte tote Lippen
und hielt die starre Hand.

Als der Morgen graut,
schreitet er hinaus aufs Feld
und brüllt den
Schnittern,
Bindern,
Dreschern und
Hauern entgegen:

O weh, mein Linos ist tot.

Sie alle hielten in der Arbeit inne,
einmal,
in all den Jahren
und fortan sangen sie,
im Takt der Arbeit:
O weh, Linos ist tot.

chant de linos

(audio/mpeg, 970 KB)

[edit: tut mir leid wegen dem rumwerkeln. die qualität ist noch immer beschissen, aber falls jemand weiß, wie's besser geht - anregungen sind herzlich willkommen]

[editII: hier noch eine andere version

(audio/mpeg, 650 KB)

]

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