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Donnerstag, 18. Dezember 2008
Ich bin so fassungslos,

dass meine Sprache nicht reicht.

Weshalb ich das Schweigen vorziehe.
:-(((

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Verena Kast, Der Schatten in uns, dtv, München

Der Schatten als die Fremden

Das Fremde wird leicht auf die Fremden projiziert, auf die, die nicht zu uns gehören. Fremde sind nicht einfach die Ausländer, es können auch Menschen unserer eigenen Kultur sein, die ein Leben führen, das uns fremd ist. Faszinierend sind diese Menschen meist, wenn sie weit weg sind, da können wir am besten projizieren. Angst verspüren wir dann, wenn sie in die Nähe kommen, dann können wir unsere Projektionen nicht mehr aufrechterhalten. Wenn wir der Angst vor dem Fremden nachgeben, heißt das aber: Wir fürchten die Identitätskrise, wir wollen den Anruf zur Entwicklung und Veränderung nicht aufnehmen, der sich dadurch ergibt.

Wenn wir unseren Schatten auf fremde Menschen projizieren, entsteht die Angst, dass mit den Fremden all das in unser Leben tritt, was wir an uns nicht wahrhaben wollen. In den Stammtischgesprächen werden dann die Fremden zum Beispiel ungeheuer habgierig. Dabei ist Habgier wahrscheinlich etwa gleichmäßig verteilt zwischen Fremden und Einheimischen. Der Futterneid stammt aus einer wahren Schattengrube: der Geschwisterrivalität. Unter Geschwistern wird Schatten wild projiziert und delegiert, und die Projektionen werden auch später im Erwachsenenleben selten hinterfragt. Geschwister bleiben für uns in der Regel so, wie wir sie einmal als Kinder gesehen haben, und auch die heimliche Furcht, den anderen könnte es besser gehen als uns selbst, scheint zu bleiben.

Es geht bei der Fremdenfeindlichkeit nicht nur um den Futterneid, darum geht es auch, aber es geht wohl viel mehr darum, dass wir nicht in Frage gestellt werden wollen, uns nicht mit Identitätsunsicherheit herumschlagen wollen. Die Angst vor dem Fremden sieht nicht das Neue, das sich im Fremden ankündigt, sondern das bedrohte Alte, das bedrohte Eigene, das, was wir uns nicht nehmen lassen möchten. Vielleicht hat die Angst auch damit zu tun, dass die übersichtlichen Verhältnisse, die wir uns vermeintlich geschaffen haben, kaputtgehen könnten. Unsere Verhältnisse sind natürlich nie wirklich übersichtlich, wir haben nur das Gefühl von Überblick, weil sie uns vertraut sind. Alle neuen Verhältnisse werden aber irgendwann vertraut und übersichtlicher.

Je mehr wir das Neue, Fremde als schattenhaft erleben, um so mehr Angst erzeugt es. Je mehr Angst wir vor dem Fremden haben, um so eher werden wir es verschatten. Wenn wir ein Feindbild auf fremde Menschen projizieren, unsere eigene Fremdheit auf sie projizieren und sie dort bekämpfen, haben wir immer auch Angst, dass unserer Eigenart verwässert werden könnte. Im Zusammenhang mit der Fremdenfeindlichkeit wird oft diese Befürchtung laut, auch dass wir die Geborgenheit unter Unseresgleichen verlieren könnten. Diese Probleme sind eng mit der Angst um unsere Identität verknüpft.

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update ich bin seit heute
bebrillt :-) nach dem kommentar von war mir ja schon...
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also jetzt muss es ja
so sein, dass die wenigsten hier wissen, dass ich ein...
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noch gar nicht derweil helfe
ich mir mit der brille von vor 20 jahren (zum...
by mystagog (24.02.22, 21:17)
links und so

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