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Samstag, 7. September 2002
SOMMERGESPRÄCH (Teil 3)

Ich saß auf der elterlichen Terrasse und ließ mich von der Altweibersommer – Sonn wärmen, rauchte gemütlich eine und wartete. Vielleicht würde Gott sich melden. Ich betrachtete den Garten, der sich jetzt in seinem sattesten Grün zeigte – letzte Blüten trieb – bald würde sich das Laub wieder verfärben. Aber bis dahin war noch ein bisschen Zeit.
„Der September hat ja kaum erst begonnen und der Oktober wird bestimmt auch noch ein paar Sonnen – Gnade – Tage bieten,“ blies ich in die Ruhe des Gartens.
„Bestimmt.“
Er war da. Ich lächelte. Ein Schwall von Wärme durchdrang mich von innen heraus. Er lächelte also auch.
„Schön, dass du da bist!“
„Ich bin immer da, aber schön, dass du da bist.“
Omnipräsent – schoss es durch meinen Schädel.
„So ähnlich,“ meinte Gott und seine erste Frage ließ mich lange überlegen. Sie lautete: „Wo bist du?“
„Das hast du Adam auch gefragt.“ Ich war dabei, schnippisch zu werden, aber Gott nahm es mir nicht übel und meinte nur: „Ich weiß, dass du dieses Buch liest – obwohl, wirklich notwendig hast du es nicht.“
„Es ist einmal ein anderer Blickwinkel.“
„Und das ist gut so. Und wo bist du?“
Ich war versucht zu sagen: „Auf Seite 53.“ Unterließ es aber, denn Gott wollte nicht wissen wo in dem Buch ich wäre und schon gar nicht, dass ich auf der elterlichen Terrasse saß. Was er von mir wollte war - elementarer. In letzter Zeit war ich damit beschäftigt, nach innen zu blicken. Ansonsten ein aufmerksamer Mensch, kann es mir in Zeiten wie diesen dann und wann passieren, dass ich nicht so ganz auf der Höhe bin, und ich erinnerte mich daran, dass ich unlängst in Hütteldorf auf der – normalen – Treppe hinauf zur U-Bahn stand und darauf wartete, dass sie sich bewegte. Überzeugt davon, dass es eine Rolltreppe wäre. Aber sie bewegte sich natürlich nicht.
„Du stehst also auf einer Treppe und willst hinauf, aber sie bewegt sich nicht.“ Gott hat die wunderbare Eigenschaft, Dinge auf den Punkt zu bringen. Ich errötete und was folgte, hätte er nicht aussprechen müssen: „Ich nenne dir zwei Möglichkeiten von den vielen: Entweder du bewegst deinen Hintern und gehst rauf,“ – meinen entsetzten Blick ignorierte er in seiner unendlichen Großmut, „ oder aber du sorgst dafür, dass die Treppe sich bewegt.“
„Ha!“ entfuhr es mir. Aber dann fiel mir gleich das Jesus – Zitat ein; das mit dem Senfkorn und dem Glauben und dem Berge – Versetzen und ein Zitat aus Star – Trek, Voyager, wo Seven – of - Nine sagt: „In der Sprache der Menschen kommt das Wort unmöglich viel zu oft vor.“
Gott bestätigte mit Schweigen. Dann fragte er mich: „Warum tut ihr euch mit dem Glauben so schwer?“
Ich nahm mir Bedenkzeit und hörte dem Schwirren in der Luft zu. „Vielleicht,“ sagte ich schließlich, „weil wir uns vor der Konsequenz unseres Glaubens fürchten? Vielleicht, weil wir nicht annehmen können? Oder weil wir uns immer einen Haken denken, wo keiner ist?“
„Du bist ein ehrliches Kerlchen! Jemand anderes hätte gerufen: ´Aber mein Herr und mein Gott! Ich glaube ja´“
Ich nickte. Heuchler gibt es viele in dieser Welt. Und nicht alle haben immer unbedingt etwas mit Gott zu tun, oder Glauben...
Gott war heute besonders hartnäckig, er fragte nach: „Aber wozu braucht ihr den Haken?“ – „Sicherheitsmodus,“ gab ich lapidar zur Antwort.
Langsam wurde ich ungeduldig. Ich hatte nicht auf Gott gewartet, um mit ihm über Glauben zu reden. Es lag mir etwas sehr auf dem Herzen. Gott bemerkte wohl, dass mein Herz etwas enger wurde und endlich lenkte er ein: „Ich weiß, dass du statt über Adam lieber über Eva reden möchtest. Also sprich zu mir, wenn es dich schon so in der Seele brennt.“
Dankbarkeit durchströmte mich und als erste sagte ich: „Ich danke dir, dass sie auch gerade hier ist.“
„Darüber haben wir bereits gesprochen.“
„Ich weiß, aber ich möchte dir danken. Sie ist das wunderbarste, das mir je widerfahren ist und ich möchte ihr so viel sagen.“
Gott wartete. Er war offenbar bereit, dieses Gespräch nicht zu lenken. Er wartete und war einfach nur da.
„Ich habe ihr schon so viele Worte geschenkt. Worte der stürmischen Liebe, habe alles vor sie hingelegt. Doch diese Worte reichen jetzt nicht mehr.“
Ich hielt inne. Nach einer Zeit des Schweigens fragte Gott: „Aber sie stimmen doch noch, für dich und für sie?“
„Ja. Jedes Wort stimmt, jede einzelne Silbe. Und doch drückt es nicht mehr den Wandel in meiner Empfindung aus.“
Die Sonne war mittlerweile daran, ihren Kreis zu schließen. Fragend blickte ich Gott an. Er strich mir sanft durchs Haar und auch dafür war ich ihm unendlich dankbar. Er ließ mich weitersprechen.
„Weißt du, manchmal kommt es mir so vor, als würde ich sie schon tausend Jahre kennen. Aber dann merke ich, dass es doch erst ein Jahr ist. Und ich sehe sie and und wenn sie lacht, dann bin ich glücklich. Sie hat so Vieles gelernt und ich bin so unendlich stolz und mit jeder Faser meines Herzens dankbar, dass ich sie jetzt ein Stück durchs Leben begleiten darf. Ich fühle mich ihr so verbunden und so unendlich nah. In ihr kann ich mich wieder finden, wenn andere mich in den Staub ihres Versagens treten, und wenn sich ein Lächeln aus ihren Augen löst, dann möchte ich für diesen Augenblick sterben. Sie ist so schön – innen, wie auch außen und mit jedem Tag wird sie schöner, meine Liebe zu ihr tiefer.
Manchmal, wenn ich mich zurück lehne und sie betrachte, ohne dass sie es merkt, möchte mir das Herz übergehen vor Freude. Ich liebe es, wenn sie ins Schwärmen kommt und Feuer aus ihren Erzählungen sprüht.
Ihre Berührungen sind meine Erlösung, der Duft ihres Haares Geborgenheit und der Duft ihres Schweißes bedeutet Abenteuer. Der Funken in ihren Augen, wenn sie ganz wach ist und der Schalk in ihrem Nacken, wenn sie etwas ausheckt. Hach! Gott!“
Gott lächelte. „Du bist verliebt!“
„Nein, ich glaube, dass es viel mehr ist, als verliebt.“
„Sag es ihr.“
„Ja, ich möchte ja so gerne. Aber ich finde keine Worte, für das, was sie mir ist.“
„Dafür war das vorhin aber ein ganz schön langer Monolog.“
Gott hatte recht. Ich beschloss, es ihr auf meine Art zu sagen, holte Papier und Tinte und schrieb: „Ich liebe Dich!“

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seit minuten

versuche ich da was dazu zu schreiben. und lösch es immer wieder weg.

wunderschön.

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=))

m.

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jetzt hab ich da...

...ganz instinktiv auf "place your..." gedrückt und hab dann mal gar nichts weiter gemacht. das was die tussi schon vor mir drunter(also unter den text ja, oder daraufhin..oder...) gesetzt hatte, hab ich erst jetzt gesehen. und egtl.gehts mir da grad ganz gleich...
ich machs kurz-es ist gut. bestimmte momente so umzusetzen, mit geschriebenen worten das is schon a kunst. für mich is es das halt, weil mir meine sprache sehr wichtig ist. was auch immer für momente...sehr persönlich sind sie dann halt immer gell...

love

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also jetzt muss es ja
so sein, dass die wenigsten hier wissen, dass ich ein...
by mystagog (25.02.22, 19:45)
noch gar nicht derweil helfe
ich mir mit der brille von vor 20 jahren (zum...
by mystagog (24.02.22, 21:17)
links und so

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