...auf genovevals Frage, die man nicht fragen soll:

Der leichte Nebel,
nah am Boden,
von dem man nicht weiß ob er
aus der schwer duftenden Erde hinaufsteigt
oder vom fahlen Himmel herab,
und im Osten die vage Idee, dass der Nebel vielleicht bald schon
von der steigenden Sonne verzehrt sein würde,
die uns,
obwohl der Winkel schon flach,
am Nachmittag vielleicht
einige warme Mußestunden beschert.

Dann mächte ich noch mal da hinaus, ins goldne Licht,
eintauchen in der Farben Pracht
und nichts sein
als nur ich,
noch einmal alles das genießen und mich erinnern,
wie alles war,
wie es kam
und wie es ist,
und mein Herz erfüllt sein lassen
von der stillen Freude, die diese Momente der Ein-Sicht und des alleine Seins
so mit sich bringen.

Ich will mich reinigen lassen
von aller Trübsal, Verwirrung und Unsicherheit,
um ausgeruht und fest und stark im Herzen
auf das zugehen zu können,
was da noch kommen mag.

Die Bäume da drüben stehen
wie schweigende graue Riesen im Nebel
und bereiten sich vor, auf die kalte Zeit,
in dem sie ihr Kleid fallen lassen.
Sie lassen ihr Kleid fallen,
damit sie all ihre Kraft auf ihr Inneres konzentrieren können,
damit ihr lebendig strömendes Herz nicht gefriert.

Der Nebel lichtet sich und hängt sich
über ihren Kronen fest.
Wird die Sonne ihr Versprechen halten?
War es denn überhaupt ein Versprechen,
als sie die Wolken im Osten
in zartem Rot erglühen ließ?
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Aber prächtig sehen sie aus,
die nicht wirklich stummen Riesen,
in ihrem Gelb und Rot und Braun,
und jede Farbe geht mit der andern Hand in Hand
- ohne sich zu schlagen.

Da zieht der Nebel nun auf Neue herein.
Jetzt sind die Bäume nicht mehr grau,
fast nicht mehr da,
bestenfalls eine Nuance von weiß.

Eben habe ich sie noch gesehen.
Auch wenn der Nebel eine Wand bildet,
undurchdringlich für unser Auge,
der Geist vermag doch hindurch zu sehen.
Ich weiß, dass sie da sind,
die stillen, wahrhaft Großen
- und was sie treiben.

Blatt um Blatt geben sie dem Wind mit,
der trägt sie fort
oder ordnet sie im Kreis.

Die Natur gibt alles her,
für jeden ist was da und kann dann,
wenn alles vorüber ist, wie der Phönix aus der Asche,
in neuer Pracht erstrahlen.

Wie klein sind wir Menschen, wenn wir sagen,
der Herbst sei das Sterben, der Winter derTod.
Es ist doch alles Wandel
und Vorbereitung auf das immer Neue
den ewigen Kreislauf.

Nichts stirbt.

Es besinnt sich alles bloß
auf das wirklich Wesentliche.
Der rauschende Sommer,
in dem wir unsere Kraft und Schönheit zeigen durften,
ist gegangen.

Jetzt dürfen wir unsere innere Kraft und Schönheit finden.

Nicht Sterben ist es,
sondern Wandel und Aufbruch,
Reinigung und Sammlung.
Weil wir tief in unserem Herzen,
hindurch sehen können
durch den Nebel,
den der Geist uns schickt.

(c) by Regina Spanny

(Hab ich irgendwann in einem Oktober oder November, wenn mich nicht alles täuscht, 1999? geschrieben, aber ich finde, es passt so schön drauf!)

Es grüßt,
in Liebe,
aus Liebe,
mystagog