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Samstag, 26. März 2005
Man muss ja immer Vorsicht walten lassen.

Besonders mit Prognosen und Hoffnungen, die nur allzu leicht zur Alltagslüge verkommen können.
Man soll, wenn sie sich melden, die Abergeister, sie wieder zurückschicken, in ihre Aberwelt, damit man sich nicht immer in zwei Richtungen bewegen muss. Und es einem darüber Herz, Hirn und Seele zerreißt.
Dennoch muss ich sie rufen, die Geister:

ABER:

Ich habe das Gefühl, dass jetzt alles von mir hier angekommen ist. Daheim. In dem Ort, wo ich aufgewachsen bin, in dem Ort, wo man mich kennt und schätzt, vielleicht auch abschätzig betrachtet, in Erinnerung an meine Jugendeskapaden.

Gestern, als ich so mit dem Rad dahin fuhr, musste ich bei mir denken: "Ist es nur wieder ein romantischer Zwischenstopp? Ist es hier tatsächlich das Leben, das ich leben will, ja leben muss?"
Und im Grunde ist es egal. Ich lebe. Bin da. Ob dieser Ort nur einen Zwischenstopp bedeutet oder nicht, solange er dauert bin ich hier.
(Und ist nicht das Leben an sich nur ein einziger Zwischenstopp, auf unserer Reise von Stern zu Stern, von Horizont zu Horizont, von Suppenschüsselrand zu Suppenschüsselrand?)

Gerade besucht mich eine Katze, durch die offene Terrrassentür. Sieht sich gemächlich um. Es ist die dicke graue. Und draußen wartet schon die schöne Glückskatze. Sie liefern sich einen freundschaftlichen anmutenden Sanfttatzenschlagabtausch.

Was ich sicher wusste, als es feststand, dass wir hierher ziehen würden war, dass sich hier meine Seelensschnurrhaare (dieses Wort ist leider nicht von mir), wieder besser ausbreiten können.
In der großen Stadt haben sie es auch getan, aber es war besser, sie eingeklappt zu lassen. Zuviele Präsenzen zerrten daran und verhedderten sich darin. Oft tat es weh. Hier tut es nicht weh.
Ich habe mein Seelennetz wieder ausgeworfen und es legt sich sanft auf die Erde die ich kenne. Fühle mich sicher und gut eingebettet und trotzdem ich so lange Zeit weg war, ganz angenommen.

Was ich auch sicher wusste, als es feststand, dass wir hierher (zurück) kommen würden ist, dass ich wieder in den Fluss kommen würde. Hier, wo ich den Fluss kenne und all seine Ausgestaltungen, von der reißenden Bestie gefüllt mit kaltem, fast türkisblauem Schneewasser, bis zur friedlichen und sanften Erzählerin, die sich aus den veralgten Tümpeln erinnert, nicht, wie es war, sondern wie es immer sein wird.
Der Fluss stockte anfangs. Eis hatte sich darüber gelegt, fast dickflüssig sah es aus, als es sich bei der ersten Schmelze doch wieder in Bewegung setzte. Auch wenn die Oberfläche erstarrt war, gefroren in einer nur scheinbaren Erstarrung, so weiß man doch, irgendwo tief in einem, dass das Leben unter der Eisdecke weiter fließt. Auch wenn man es nicht sieht und auch sonst nicht wahrnehmen kann, vielleicht ein bisschen hören, am leisen Plätschern an den Buhnen. Dort, wo sich das Wasser brechen muss.
Vom Eise befreit sind Flüsse und Bäche - Ostern ist´s. Bedacht mit Gedanken - und Wortsonnenstrahlen von mir lieben Menschen, ist auch das Eis von meiner Seele gebröckelt und die Erstarrung lässt nach. Beweglicher werden Gedanken, Worte und Taten - geraten in Fluss, der sich ergießt, auf Papier... und sei es nur virtuelles.
Das wusste ich sicher, dass mit der Ruhe hier und Kraft der Sonne meine eigene Schöpferkraft wiederauferstehen würde.
Gerade rechtzeitig. Zu Ostern.

Viel öfter als je, besuche ich auch meinen Baum. Der sich noch ein Jahr genommen hat und mir schon vor zwei Wochen leis, in meinem Vorbeigehen zugeflüstert hat: "Das Wesen des Menschen ist die Bewegung. Steh auf und geh, wohin dein Blick sich auch richtet. Dein Herz ist deine Wurzel und es wird dich leiten, auch wenn du nicht immer gleich erkennst, dass es zu deinem besten ist." "Und du?", fragte ich bang zurück, in der Annahme, ich wäre zu dem Ort zurückgekehrt, an dem meine Wurzeln sind - aber vor zwei Wochen habe ich noch nicht genau genug gehört, weil es mit dem Verstand geschah. "Du kannst immer kommen, wenn du meinen Rat brauchst und dich doch entwurzelt fühlst. Labe dich, an meiner Kraft, aber dann: Steh auf und geh. Es ist dein Wesen."
Es tat weh. Was er sagte. Im ersten Moment. Doch jetzt erst ist seine Botschaft in meinem Herzen angekommen. Nicht durch Worte. Langsam, wie das Wasser in die Erde sickert, habe ich verstanden. Und ich bin dankbar dafür.

Ich bin angekommen.
Daheim.

Bei mir.

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