Herbst!

und vor allem jedes jahr das selbe theater.
das ferienende naht und ich werde unrund.
wieder ein sommer verstrichen, in dem nicht einmal einen bruchteil dessen tat, was ich vorgehabt hätte zu tun.
dann stellen sich die träume ein.
von meiner eigenen schulzeit.
dann von der schulzeit, ich als lehrer.
träume von zuspät kommen, träume von keine klasse finden, träume von stundenlagem umherirren im leeren schulhaus.
in der letzten ferienwoche stehen dann die tatsachen ins haus. eine schülerliste, eine stundenanzahl. die nie stimmt, so wie ich sie als erster mal bekomme.
der innere aufruhr beginnt, gedanken wie: für die paar hanseln zahlt es sich nicht aus, den weiten weg auf mich zu nehmen und wozu überhaupt das ganze, wenn sowieso nichts zurück kommt.
dass das SO nicht stimmt, kann ich in solchen augenblicken nicht sehen.
meine diesjährige strategie war gut (danke, an die menschen, die sie mir nahegelegt haben). ich tat NICHTS. zumindest nichts, was ich nach außen transportiert hätte, zumindest nicht an die "richtige" adresse. freilich bekam frl. g. den ganzen schulfrustmüll drübergestülpt - auch dafür danke.
ich tat also nichts.
wartete.
und von ganz alleine wurden die stunden mehr.
pendelten sich auf ein erträgliches (auch im sinne von ertragreich) maß ein.
jetzt die erste woche richtiger schulbetrieb.
wiedererkennen. der informationsfluss war wieder gestaut, falsche informationen wurden weitergegeben. keine informationen wurden weitergegeben.
ich erfahre von schülern, wann ihre stunde sei, strafe sie erstmal lügen.
dann der chef - bestätigt, was die schüler mir sagten. ich bin nahe an der explosion. wir führen ein wortgefecht. er beharrt darauf, dass er die information so gegeben hätte, ich sage ihm, ich könne gerne das telefonprotokoll mitnehmen. weise ihn darauf hin, dass er mir den termin vergangene woche noch 2x so bestätigt hätte. nein, nein, das wäre schon immer so festgestanden.
bitte.
ich höre auf mich zu wehren.
rufe die terminkollisionsgeschädigte schülerinnenmutter an und die freut sich - es wäre sich sonst eh schlecht ausgegangen.
die aufgestaute wutlava ergießt sich in einem strom der erleichterung.

aber vor allem weicht die wut der verwunderung. dass es das gibt. dass nichts tun manchmal genau der verlangte weg des problems ist.

alles ist besser.
eine feststellung, die ich jedes jahr um diese zeit treffe.
ich sollte mir ein erinnerungsmail schreiben.

ich kann mich noch gut erinnern.
du warst in wien.
ich unterrichtete.
du riefst mich an.
und ich fürchtete, unser letztes stündlein hätte geschlagen. - und könnte nicht bei dir sein.

diese beklemmung und seltsame ruhe und doch aufgeregtheit mit dabei.
heißgelaufene fernsehgeräte und schlimmste befürchtungen.

so viele kilometer weit weg von new york.
die ganze welt hielt wohl den atem an...