Gestern war mein letzter Unterrichtstag.
Nächste Woche gibt es nurnoch Grillwürstel und Zeugnisse.
(Und Extrastunden, für die, die im zweiten Semester ja *so* fleißig waren. Zufleiß, quasi!)

Die Pulsuhr sagte:
"Pass mal auf! Wenn das was werden soll, dann darfst du nicht schneller laufen, als langsames Schritttempo."
Gut.
Aber mach das mal. Fast eine Stunde lang. Da spürst du echt jede Faser deiner Haxen. Schwitzt wie ein Schwein, aber keuchst nicht.
Es ist ja leichter, schnell zu laufen.
Aber das mag die Pulsuhr gar nicht.
Und so konzentrierst du also deine ganze Kraft darauf, nicht los zu rennen, sondern immer schön langsam.
Schließlich war es so langsam, dass mich eine Mutter, kinderwagenschiebend und Golden Retriever (dem ich übrigens eine vorgezogene Dusche verdanke) ausführend, forschen Schrittes (gehend, wohlgemerkt!) überholte.
Im Frühjahr hätte ich das nicht zugelassen.
Da wäre mein falscher Ehrgeiz mit mir durchgegangen und ich hätte sie in meiner Staubwolke quasi stehen lassen.
Ja, was weiß ich, warum ich das aufeinmal kann. Nur auf den Rhythmus meiner Schritte zu hören und auf mein Herz und auf das Lied, das ich testweise pfeife, um zu hören, ob ich auch wirklich nicht außer Atem bin.
Die kinderwagenschiebende Mutter singt ihrem Kind "Old MacDonald had a farm" vor. Ich pfeife mit. Es ging.
Du musst natürlich schon auch eine gehörige Portion Geduld haben, das durchzu ja - fast stehen!
Nur um halb neun ist es fast schon zu heiß, zum Laufen.
Gestern bin ich auch um halb neun gelaufen. Abends, allerdings. Da war es zwar nicht heiß, dafür hab ich fünf Mücken inhaliert und weitere fünf verschluckt.
Jetzt kannst du mich natürlich fragen, ob denn nicht vielleicht heute nur vor Hitze geschwitzt habe. Und ich sage dir: Nein. Sicher hab ich den Kaffee auch heraus geschwitzt und vielleicht war auch ein bisschen Angstschweiß dabei, weil um halb neun vormittags ist auf dem Traisendamm ein Verkehr, ich sage dir. Und wenn man als total unsportlicher Mensch auf einmal langsamer läuft, als eine Mutter ihren Kinderwagen vor sich herschieben kann, dann hast du natürlich die Angst, dass irgendein Bekannter dich sehen könnte.
Aber zurück zur Geduld.
Du musst ganz schön geduldig sein, wenn du da so langsam herumläufst. Weil die Beine funken dauernd zu dir herauf: "Hey, wir können viel schneller." Und du musst dauernd zurück funken: "Hör auf dein Herz! Das passt schon so!"
Und dann lenkst du den Blick auf den Fluss, der ganz ruhig dahinfließt - der hat es auch nicht eilig.
Und dann denkst du so dahin. Stream. And Flow.
"Old MacDonald had a farm."
Und dann denkst du an "Frühstück bei mir". Mit Michael Niavarani. In dem er sagt: "Glücklich war ich beim Laufen nur, wenn es wieder aus war."
Aber so ist es auch nicht. Der konnte sicher nicht neben der Traisen laufen. Sondern musste irgendwo in Wien neben Autos laufen.
Außerdem habe ich eine Schlangenhaut gefunden. Ich wollte sie schon gleich mit nachhause nehmen. Aber dann hab ich mich erinnert, dass ja Frl. G. recht viel Angst vor Schlangen hat, und dass ihr das sicher nicht gefallen würde. Und dass sie mich dann möglicherweise nicht mehr vor den bösen Spinnen rettet. Also liegt die Schlangenhaut noch immer dort.
Jedenfalls. Ich werd das jetzt wieder öfter machen. Weil irgendwann wird die Pulsuhr sagen: "Pass mal auf! Du kannst jetzt schneller rennen. Das passt schon so."